Trotz schlechten Wetters folgten ca. 300 Teilnehmer dem Ruf des Verbandes Aargauer Muslime (VAM) und versammelten sich am 12. März 2005 auf dem Unteren Bahnhofplatz in Baden zu einer Friedenskundgebung. Musliminnen und Muslime aus dem Kanton Aargau bildeten die überwiegende Mehrheit der Anwesenden, welche den Kurzreferaten aufmerksam lauschten und durch teilweise frenetischen Applaus ihre Zustimmung zum Ausdruck brachten.
Die Kundgebung wurde durch eine kurze Rede des VAM-Präsidenten Halit Duran eröffnet. Er wies auf den Terroranschlag in Madrid vor einem Jahr hin und betonte, dass jeder, der solche Untaten im Namen des Islam begehe, diese Religion zutiefst verletzt und muslimischen Gläubigen grossen Schaden zufügt. Islam heisse im wörtlichen Sinn Frieden. Er werde aber heute oft in undifferenzierter, verhängnisvoller Weise mit Extremismus und Terrorismus gleichgesetzt. Muslime bekämen dies mit zunehmendem Misstrauen zu spüren. Mit dieser Kundgebung sollte der schweigenden Mehrheit der Muslime eine Stimme verliehen werden, welche unmissverständlich jegliche Form von Gewalt und Terror verurteilt.
Als nächster Redner folgte der grüne Nationalrat Geri Müller aus Baden. Er erklärte den Kundgebungsteilnehmern, auch die Schweiz sei bis vor 200 Jahren durch Religionskonflikte gespalten gewesen, bis ihre Verfassung die Glaubens- und Gewissensfreiheit gewährleistete. Aber die Tendenz zur Ausgrenzung nehme wieder zu. Und weltweit sei die ungleiche Ressourcenverteilung, namentlich im Energiebereich, eine beängstigende Konfliktquelle.
In der Zwischenzeit hatte ein intensiver Schneeschauer eingesetzt, so dass Geri Müller gegen Ende seiner Kurzansprache kaum mehr zu erkennen war. Dies veranlasste die Vertreter der katholischen und reformierten Kirche, Frau Silvia Guerra und Herr Pfarrer Stefan Blumer, die Kundgebungsteilnehmer in die nahe gelegene reformierte Kirche einzuladen. Nach kurzer Diskussion stimmten die Veranstalter diesem Angebot zu und binnen weniger Minuten füllte sich die Kirche mit jungen und älteren Muslimen. Darunter waren auch viele Musliminnen mit und ohne Kopftuch sowie etliche Mütter mit Kindern.
Als nächstes stieg Melanie Muhaxheri aus Aarau auf die Kanzel. Sie schilderte ihre Erfahrungen als Konvertitin und berührte die Anwesenden mit ihrer starken Rede im Tiefsten ihrer Herzen.. Am Schluss ihrer Ansprache forderte sie alle Anwesenden auf, dem Nachbarn als Zeichen des Friedens und der Freundschaft die Hand zu geben.
Auch Herr Abdulmalik Allawala aus Wettingen betonte, dass Terrorismus, von wem auch immer er begangen werde, keine religiöse Legitimation haben könne. Die Bekämpfung dieses Übels sei eine Herausforderung für alle Glaubensbekenntnisse. Keine Kultur sei vor solchen Exzessen gefeit, wie die Verbrechen der Nazis und des Stalinismus, die Attentate der RAF in Deutschland und Roten Brigaden in Italien, der ETA in Spanien und der IRA in Nordirland sowie der Nahost- und der Kaschmirkonflikt, die Verbrechen in Bosnien und Kosovo, der 11. September in New York und der 11. März 2004 in Spanien zeigten. Die Anwesenden hörten aufmerksam den Kurzansprachen zu und applaudierten spontan für klare Worte gegen Gewalt und gegen Täter, die vorgeben, im Namen des Islam zu handeln.
Zum Abschluss verlas Bruder Hamit Duran, Sekretär und Pressesprecher des VAM, folgende Resolution:
Die Anwesenden
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Die Resolution wurde mit grosser Begeisterung aufgenommen und von den Anwesenden mit anhaltendem Beifall verabschiedet.
Die Veranstalter bedankten sich mit der Übergabe eines Blumenstrausses und unter tosendem Beifall für das Gastrecht im christlichen Gotteshaus beim reformierten Pfarrer Stefan Blumer und der Vertreterin der katholischen Kirchgemeinde, Silvia Guerra. Auch Melanie Muhaxheri und Nationalrat Geri Müller wurde mit der Übergabe von Blumen ein besonderer Dank ausgesprochen. Eine kurze Qur’an-Rezitation bildete dann den Abschluss der Veranstaltung.
Die Kundegebung stiess auf reges Interesse in der Öffentlichkeit wie folgende Presseberichte zeigen.