Der Verband Aargauer Muslime (VAM) lud zusammen mit den Rheinfelder Kirchgemeinden zum öffentlichen Fastenbrechen.

 

von Peter Hagemann, Syntext Kommunikation, Rheinfelden

Es ist die Folge einer Initiative des im Jahr 2004 gegründeten Verbandes Aargauischer Muslime (VAM), der damit Begegnung und Verständnis zwischen Angehörigen unterschiedlicher Kulturen und Religionen schaffen will: Zum dritten Mal im Kanton Aargau lud der VAM Muslime und Schweizer, vorab Christen, zur öffentlichen Feier des muslimischen Fastenbrechens (Iftar). Die Feier fand im «Treffpunkt» der Römisch-katholischen Kirchgemeinde Rheinfelden statt, vorangegangen waren ein Pilotprojekt in Baden (2006) sowie eine weitere Feier in Buchs (2007). «Schon die erste öffentliche Feier des Fastenbrechens war ein Erfolg», erklärte Hamit Duran, Sekretär und Pressesprecher des VAM. Duran ist türkisch-deutscher Herkunft, in der Schweiz geboren und als Elektroingenieur bei ABB tätig.

Der Saal im Rheinfelder «Treffpunkt» war an diesem Mittwoch voll besetzt, was zeigt, dass es für interreligiöse Begegnungen dieser Art durchaus ein Bedürfnis gibt. Eingeladen hatten gemeinsam mit dem VAM die drei christlichen Religionsgemeinschaften in Rheinfelden: die Römisch-katholische, die Evangelisch-reformierte und die Christkatholische Kirchgemeinde.

«Alle sind Geschwister»

Gastgeberin Linda Gaeta, Pfarreileiterin der Römisch-katholischen Gemeinde, begrüsste die Gäste und zeigte sich über die Anfrage des VAM sehr erfreut. Muris Puric, Imam bei der bosnischen Gemeinde in Oberentfelden, wies in einer kurzen Ansprache auf den Solidaritätsgedanken in der muslimischen Religion hin: «Wir kommen alle von einer Frau und einem Mann, deshalb sind wir alle Geschwister», hielt Puric fest. Nur wer Durst und Hunger selbst erlebt habe, könne Verständnis und Solidarität für Durstige und Hungrige aufbringen, sagte Puric mit Blick auf den Ramadan, den islamiscen Fastenmonat, der zu den fünf im Koran verankerten Grundpflichten des islamischen Glaubens gehört.

Beim_EssenDer Ramadan, neunter Monat im islamischen Mondkalender, verpflichtet die Gläubigen dazu, tagsüber zu fasten. Der Fastenmonat dauert dieses Jahr vom 1. bis zum 29. September.

Das Fastenbrechen am Ende des Ramadans wird unter Muslimen gerne im Kreis von Familie und Freunden gefeiert. Mit dem öffentlichen Fastenbrechen solle dieser freundschaftliche Kreis erweiterte werden, so Hamit Duran. Stadträtin und Vizeammann Brigitte Rüedin überbrachte Grüsse der Stadt Rheinfelden. «Wir freuen uns sehr, dass der Verband Aargauischer Muslime uns Andersgläubige eingeladen hat und wir mit ihnen ins Gespräch kommen können», sagte Rüedin. Solche Begegnungen seien wichtig im Hinblick auf die Integration.

Beendet wurde der feierliche Teil mit einem muslimischen Gebetsruf, gemäss Ramadankalender pünktlich um 19.30 Uhr. In zunehmend gelöster Stimmung wurde im Anschluss daran das Fasten im wahren Sinn des Wortes gebrochen: Mit Erbensuppe, roten Linsen, geschnetzeltem Poulet und einem orientalisch anmutenden Dessert fand der Anlass ein lockeres Ende. «Ein sehr guter Abend», sagte Hamit Duran zum Abschluss, «die Leute sind bunt gemischt zusammengesessen, und ich habe ausschliesslich positive Rückmeldungen erhalten.»


 

Dieser Artikel erschien am 28. September 2008 auch in der Aargauer Zeitung.