Vom Geheimnis der Kartonrakete, des Nils und von anderen spannenden Abenteuern.
52 Kinder zwischen 6 und 16 Jahren zusammen mit neun erwachsenen Begleitern aus dem Kanton Aargau nahmen am 28. Juni 2006 an dem vom Verband Aargauer Muslime (VAM) organisierten VAM-Jugendtag 2006 teil. Neben dem Besuch des Verkehrshauses Luzern inklusive Planetarium und IMAX-Kino standen auch ein Abstecher in die bosnische Moschee in Emmenbrücke auf dem Programm.
von Hamit Duran, Turgi
Die Reise begann am Sonntagmorgen um 8:10 Uhr beim Bahnhof Turgi. 26 Jugendliche zusammen mit 5 Erwachsenen bestiegen den Regionalzug nach Lenzburg. Dort angekommen, stiessen weitere 12 Jugendliche mit einem Erwachsenen dazu. Zusammen bestiegen wir den Regionalzug Richtung Zofingen. Unterwegs in Oberentfelden stieg dann der Rest zu: 14 Kinder zusammen mit drei Erwachsenen. Somit war unsere Reisegesellschaft endlich komplett und während wir in Zofingen auf den Schnellzug nach Luzern warteten, wurden die Kinder in die vier vorher bestimmten Gruppen eingeteilt. Eine kurze Vorstellungsrunde sollte dafür sorgen, dass sich die Kinder kennen lernen und Berührungsängste abbauen.
In Luzern angekommen, wartete eine erste kleine Überraschung auf die Kinder. Wir bestiegen das restaurierte Dampfschiff «Säntis» mit dem wir zum Lido vor dem Verkehrshaus hinübersetzten. Nach dem Lösen der Eintrittskarten marschierten wir direkt zum Planetarium, wo wir uns den Film «Das Geheimnis der Kartonrakete» zu Gemüte führten. Es handelt sich dabei um ein eher ungewöhnliches Trickfilmabenteuer für die ganze Familie, das seinen Anfang in einem gewöhnlichen Garten vor einem gewöhnlichen Haus nimmt. Zwei Kinder basteln sich aus einem Pappkarton eine Weltraumrakete und starten in derselben Nacht damit tatsächlich zu einem atemberaubenden Flug durch unser Sonnensystem. Doch wie kommt man damit sicher von der Erde ins All und wieder zurück? Glücklicherweise haben die zwei Freizeitastronauten ein animiertes Astronomiebuch in ihrem Gepäck, das sie sicher begleitet und ihnen viel Wissenswertes über unsere kosmische Nachbarschaft erzählt.
Von den glühend heissen Oberflächen des Merkurs und der Venus führt der abenteuerliche Flug zu den Tälern des Mars und weiter zu Wolkentürmen auf dem Jupiter, durch die Ringe des Saturns vorbei an Uranus und Neptun bis hin zum eisigen Pluto. Wir lernten, dass Merkur, Venus, Erde, Mars und Pluto zu den sogenannten Felszwergen gehören, Planeten also, die eher klein sind, dafür aber eine feste Oberfläche haben. Dagegen sind Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun sogenannte Gasriesen. Sie sind viel grösser als die Erde, haben aber keine feste Oberfläche, sondern bestehen hauptsächlich aus Gas. Ein weiteres Merkmal ist, dass sie über Ringe verfügen. Zweifellos war dieser sehr lehrreiche Film ein weiteres Highlight dieses Ausflugs.
Im Anschluss hatten die einzelnen Gruppen dann Gelegenheit, sich im Verkehrsmuseum umzuschauen und die ausgestellten Fahr- und Flugzeuge zu bestaunen oder sich an den vielen Experimenten und Spielen zu erfreuen. Besonderes Interesse weckte dabei die «SwissArena». Es handelt sich dabei um das grösste Luftbild der Schweiz, das einem auf über 200 m2 zu Füssen liegt! Anhand eines Puzzle-Wettbewerbs können hier Kinder und Erwachsene auf spielerische Art und Weise die Schweiz näher kennen lernen.
Nachdem wir uns dann im Freien mit den mitgebrachten Lunchpaketen gestärkt hatten, wartete der nächste Höhepunkt auf uns: das IMAX-Kino. Der Film «Geheimnisvoller Nil» erzählt die visuell unglaubliche Reise von Pasquale Scaturro und seinem Team, die als erste Menschen den 5?245 km langen Nil von der Quelle, dem in 1’830 m Höhe im äthiopischen Hochland liegenden Tanasee, bis zur Mündung in Alexandria in Ägypten mit dem Schlauchboot bezwungen hat: Stromschnellen, Wasserfälle, Dschungel, Schluchten, Wüsten, Flusspferde, Krokodile und atemberaubende Aufnahmen machen den Film zu einem eindrücklichen Erlebnis für die ganze Familie. Nur schade, dass er unterschwellig tendenziös ist im Sinne von «die lieben unschuldigen Christen, die von den Muslimen verfolgt und unterdrückt wurden, aber trotzdem überlebt haben».
Anschliessend blieb uns nochmals rund eine Stunde Zeit, um das Museum weiter zu erkunden. Danach war es dann aber Zeit zur nächsten und letzten Station unseres Ausflugs aufzubrechen: die bosnische Moschee in Emmenbrücke. Mit dem Bus ? den wir fast bis zum Patzen füllten ? und der Luzerner S-Bahn erreichten wir diese am späteren Nachmittag. Obwohl Restaurant und Keller im Moment noch umgebaut werden, waren die Kinder begeistert von der wunderschönen Einrichtung des Gebetsraumes (arab. Masdschid), welche über eine offene Empore für die Frauen verfügt und einem das Gefühl gibt, man stehe in einer grossen Moschee in Istanbul.
Nachdem wir die Gebetswaschung (arab. Wudu‘) vollzogen hatten, verrichteten wir gemeinsam das Mittagsgebet, für das gerade noch genug Zeit übrig geblieben war. Anschliessend bildeten wir einen grossen Kreis und einige Kinder der türkischen Moschee in Buchs AG trugen ein paar religiöse Lieder (arab. Ilahiyât) in türkischer Sprache vor. Nachdem sich nochmals jeder kurz vorgestellt hatte, veranstalteten wir ein kleines Quiz mit Fragen zu Dingen, die wir im Verkehrshaus gelernt hatten. Die Mädchen wetteiferten mit den Knaben und trugen ? wen wundert’s ? den knappen Sieg davon. Natürlich meldete sich in der Zwischenzeit auch der Hunger wieder, der durch einen Döner Kebab, der im Restaurant der Moschee serviert wurde, gestillt werden konnte.
Schliesslich war es Zeit, die Heimreise anzutreten. Wir marschierten im Regen zurück zum Bahnhof Emmenbrücke und bestiegen den Regioexpress nach Zofingen. Von dort ging es dann via Oberentfelden, wo ein Teil der Gruppe dem Zug entstieg und von den schon wartenden Eltern in Empfang genommen wurde, weiter nach Lenzburg, wo sich die zweite Gruppe verabschiedete. Der Rest bestieg den Regionalzug nach Turgi, wo schliesslich die letzten Kinder kurz vor 20:00 Uhr ihren Eltern übergeben werden konnten, alhamdulillah. Damit ging ein zwar anstrengender, aber doch spannender und unterhaltsamer Ausflug zu Ende. Es gab glücklicherweise keine gravierenden Zwischenfälle, und das wichtigste Ziel, das sich die Organisatoren gesetzt hatten, konnte erreicht werden: Die muslimischen Kinder verschiedener ethnischer Herkunft hatten Gelegenheit, sich kennen zu lernen und neue Freundschaften zu schliessen. Eine Umfrage ergab, dass der Ausflug den meisten Kindern gefallen hatte, und dass sie wieder an so einem Anlass teilnehmen würden. Der VAM plant deshalb, einen ähnlichen Anlass im 2007 durchzuführen, inschâ’Allah.