von Hamit Duran, Turgi
Am 19. März 2022 ging die Filmpremiere des VAM-Kurzfilms «Tariqs Weg» zusammen mit der Award-Verleihung für die Beteiligten im Kino Trafo 5 in Baden über die Bühne. Damit hatte hat das kleine Projektteam, das seit Ende 2019 an der Realisierung dieses Kurzfilms zum Thema «Verhinderung und Bekämpfung von Radikalisierung und gewalttätigem Extremismus» einen äusserst wichtigen Meilenstein erreicht.
Ein wichtiger Bestandteil dieses durch Bund und Kanton finanziell unterstützten Projektes ist die Durchführung von Workshops, an denen Jugendliche die Gelegenheit erhalten, sich vertieft mit dem Thema auseinanderzusetzen, um einerseits nicht selbst Opfer von Extremismus zu werden und um Tendenzen bei Freunden, Kollegen etc. besser erkennen zu können. Als Durchführungsorte eignen sich hierfür insbesondere Schulen, Jugendtreffs, aber auch Moscheen, Kirchgemeinden etc.
In der Zwischenzeit konnte der VAM schon einige Workshops in Aargauer Moscheen durchführen, darunter in den türkischen Moscheen in Döttingen und Wohlen. Exemplarisch sei hier über den Workshop in der bosnischen Moschee in Oberentfelden, der am 4. September 2022 durchgeführt wurde, berichtet. Ca. 34 Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren nahmen teil.
Nach einer kurzen Einführung durch den Workshopleiter, einem Jugendpsychiater aus der bosnischen Gemeinschaft, wurde der Film vorgeführt. Dank des guten Soundsystems konnte dieser seine volle Wirkung entfalten. Dies zeigte sich unter anderem daran, dass die Kinder auf eine anschliessende Frage des Workshopleiters, was ihnen am Film denn nicht gefallen habe, spontane Antworten kamen wie «Der Vater», «die Mutter» oder «der Lehrer». Damit war aber nicht etwa gemeint, dass die entsprechenden Schauspieler ihre Rolle schlecht gespielt hätten. Vielmehr meinten die Kinder damit, dass sie das Verhalten der Personen im Film nicht gut fanden. Mit anderen Worten: Die Kinder hatten den Film gar nicht mehr als solches wahrgenommen, sondern waren völlig in der Story aufgegangen! Dazu passte auch, dass viele ihre Trauer und Wut über das Schicksal des Protagonisten Tariq zum Ausdruck brachten.
Nach dieser ersten gemeinsamen Diskussion wurde eine 15-minütige Pause eingelegt, und danach wurden fünf Gruppen gebildet, welche anhand von vorbereiteten Fragen die Thematik weiter vertiefen sollten. Dies wurde auch sehr rege getan, wobei sich aber auch zeigte, dass die jüngeren Teilnehmerinnen und Teilnehmer Mühe mit Begriffen wie «Radikalisierungsfaktoren» etc. bekundeten. Nichtsdestotrotz waren die Diskussionen sehr angeregt und in der abschliessenden Plenumsdiskussion stellte ich heraus, dass einige der Schülerinnen und Schüler bereits ähnliche Erfahrungen wie Tariq im schulischen Umfeld gemacht oder beobachtet haben. Dabei war Mobbing immer wieder ein Thema.
Es war auch sehr befriedigend zu sehen, dass insbesondere die älteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Lage waren, Radikalisierungsfaktoren korrekt zu benennen und auch zu erkennen, wann jemand Gefahr läuft, sich zu radikalisieren. Damit wurde das Ziel des Workshops vollumfänglich erreicht, alhamdulillah. Nach rund anderthalb Stunden war die Veranstaltung dann beendet. Es sei an dieser Stelle auch angemerkt, dass das von uns bereitgestellte Begleit- und Unterrichtsmaterial, welches im Fachregister zur Verfügung steht, sowohl bei der Vorbereitung als auch bei der Durchführung sehr gute Dienste leistete.
Wir hoffen, noch viele derart erfolgreiche Workshops in verschiedenen Institutionen durchführen zu können.