Am 20. Mai 2007 war es soweit. Bei herrlichem Wetter bestiegen um 7.30 Uhr zwei Gruppen mit insgesamt knapp 40 Jugendlichen zwischen 8 und 16 Jahren und 6 erwachsenen Begleitern den Zug in Baden respektive Aarau. Die Reise führte zunächst nach Zürich, wo man dann gemeinsam den Schnellzug nach Luzern «enterte». Von dort war es dann die ehemalige Brünigbahn, eine gemischte Adhäsions- und Zahnrad-Schmalspurbahn, welche die bunte Schar vorbei am imposanten Pilatus und am wunderschönen, grün leuchtenden Lungernsee auf die Brünig-Passhöhe, die auf rund 1000 m ü.M. liegt, brachte. Dort wartete auch schon das Extrafahrt-Postauto, das uns direkt vor den Eingang Ost des Freilichtmuseums Ballenberg fuhr.
Auf dem Ballenberg ist die Schweiz so, wie sie einmal war. 100 originale, jahrhundertealte Gebäude aus allen Landesteilen und 250 einheimische Bauernhoftiere können frei besichtigt werden. Die meisten Häuser wurden an ihrem ursprünglichen Standplatz abgebaut, nach Ballenberg transportiert und dort originalgetreu wieder aufgebaut. Auf dem 660’000 m2 grossen Gelände sind dadurch typische Haus- und Siedlungsformen aus fast allen Kantonen der Schweiz vertreten.
In vier Gruppen durchstreiften die Jugendlichen mit ihren Begleitern auf verschiedenen Routen das Freilichtmuseum. Auf besonderes Interesse stiessen dabei so manche originalgetreu eingerichteten Werkstätten, in denen Handwerkerinnen und Handwerker mit authentischen Werkzeugen ursprüngliche Berufe vorführten. So war z.B. ein imposantes Sägewerk im Bereich «Östliches Mittelland» in Betrieb, das durch ein Wasserrad angetrieben einen mehrere Meter langen Baumstamm in zwei Teile schnitt. In einer Alphütte war ein Käser dabei, frischen Alpkäse zuzubereiten, oder man konnte einer alten Weberin im Bereich «Zentrales Mittelland» bei ihrer Arbeit am Webstuhl zuschauen und sie zu ihrer Tätigkeit befragen. Dabei war zu erfahren, dass eine Szene des berühmten Schweizer Films «Ueli der Knecht» aus dem Jahre 1954 vor ihrem Elternhaus gedreht worden war. Sie war damals ein junges Mädchen und durfte mit anderen Kindern zusammen vom Dach des Elternhauses aus Schnee nach unten auf die Schauspieler schütteln um einen Schneesturm zu simulieren. Zu erwähnen ist schliesslich noch der Stand des Schweizer Coiffeurverbandes, an dem sich ein paar Jungs etwas Spezielles auf den Arm schreiben liessen…
Zusätzlich war an dem Sonntag auch der sog. Bauernhof-Kleintiertag angesagt. Auf der grossen Wiese im zentralen Mittelland drehte sich alles um die bereits erwähnten 250 Bauernhoftiere: Hühner, Enten, Gänse, Tauben, Kühe, Ochsen, Pferde, Ziegen, Schafe, Kaninchen, Honigbienen und viele mehr konnten aus nächster Nähe beobachtet werden. Die muntere Tierschar präsentierte ein mannigfaltiges Spektrum von Farben, Formen und Verhaltensweisen.
Nach rund sechsstündigem Aufenthalt (natürlich mit verschiedenen Picknickpausen) trafen sich die vier Gruppen vor dem Ausgang West, um sich für das gemeinsame Gebet vorzubereiten. Für viele Teilnehmer war es wohl ein ungewöhnliches Erlebnis, das Gebet nicht zu Hause oder in der Moschee, sondern im Wald in freier Natur zu verrichten. So konnte jeder und jede einmal selbst erfahren, dass die ganze Erde für uns Muslime eine Masdschid ist, so wie es unser Prophet (a.s.) in einem berühmten Hadith zum Ausdruck gebracht hat.
Vor der Türe wartete dann schon das Postauto, das alle Ausflügler wieder zurück zum Bahnhof Hasliberg brachte. Von dort traten wir dann die Heimreise zurück nach Baden resp. Aarau an, wo dann alle erschöpft, aber wohlbehalten und um einige Erfahrungen reicher ankamen. Gegen 19.30 Uhr konnten die Eltern dann ihre Kinder wieder in Empfang nehmen.
Eine kurze Umfrage unter den teilnehmenden Jugendlichen ergab ein gemischtes Echo. Manche waren begeistert und wären gerne noch länger geblieben, um das eine oder andere noch mehr im Detail studieren zu können. Andere wiederum waren eher enttäuscht, da ihnen diese Reise zu wenig «Action» bot.
Auf alle Fälle plant der VAM, auch im 2008 wieder einen solchen Jugendtag zu organisieren, inschâ’Allah.