Diesen unglaublichen Vorschlag machte der Aargauer SD-Grossrat René Kunz aus Reinach.

Es ist kaum zu fasssen: Privat finanzierte und ehrenamtlich betriebene Moscheen ohne angestelltes Personal und geeignete Infrastruktur sollen Asylbewerber aufnehmen und damit die Aufgaben übernehmen, die Staat und öffentlich-rechtliche Institutionen nicht mehr erfüllen wollen oder können? Vermutlich hat Kunz noch nie eine Moschee von innen gesehen.

Das muss man erst mal verdauen: Ausgerechnet der Initiant der Standesinitiative für ein Burkaverbot, René Kunz, macht diesen Vorschlag. Er meint dabei gerade die Moscheen, die, vermutlich auch mit seinem Segen, keine Minarette bauen dürfen! Von einer öffentlich-rechtlichen Anerkennung des Islam ganz zu schweigen. Keine Moschee kann daher im entferntesten mit einer Landeskirche verglichen werden.

Auf AZ online wurde am 18. Januar 2012 folgender Beitrag publiziert:


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Wohin mit den 1472 Asylbewerbern? Händeringend sucht der Kanton Aargau nach neuen Unterbringungsmöglichkeiten für die Asylsuchende. Ein SD-Grossrat hat nun einen aussergewöhnlichen Vorschlag.

Vor acht Tagen, am 9. Januar 2012, schickten die Reformierte und die Katholische Landeskirchen ihren Kirchengemeinden einen Brief, in welchem der Kirchenrat die Kirchpflegen um Prüfung bittet, ob es in ihren Gemeinden geeignete Möglichkeiten für die kurz – oder langfristige Unterbringen von Asylsuchenden bestehen. Dabei geht es um «temporäre Nutzung leerstehender Liegenschaften oder Wohnungen für 5 bis 10 Personen», wie es im Brief heisst.

Nun berichtet das Regionaljournal DRS in seiner Ausgabe vom Dienstagmorgen, die Rückmeldungen seien wenig ergiebig. Laut Frank Worbs, Sprecher der Reformierten Landeskirche Aargau, stimme das so nicht. Der Zeitpunkt sei zu früh, um Vorschläge zu kommunizieren. Damit sei frühestens in vier Wochen zu rechnen. Das Tagungszentrum Rügel in Seengen sei zwar in Betracht gezogen worden, komme aber nicht in Frage, weil es immer wieder durch Tagungen belegt sei.

Doch wohin mit den 1472 Asylbewerber, die voraussichtlich im Kanton Aargau aufgenommen werden müssen (soviel waren es 2011)? Das Departement Gesundheit und Soziales prüft gegenwärtig ein halbes Dutzend Standorte. So könnte «eine dreistellige Zahl» Asylbewerbern aufgenommen werden, sagte Balz Bruder der Zeitung «Der Sonntag». Eine Lösung wären dezentrale Sammelunterkünfte für Asylbewerber.

Vorschlag von René Kunz

Dieser Meinung ist auch der Aargauer Grossrat René Kunz (SD) aus Reinach. Kunz – legendär seine Standesinitiative für ein Burkaverbot – fordert grosse «Sammellager» an der Grenze für schnellere Abwicklungsszenarien. Und entwickelte einen Vorschlag: «Da in den letzten Monaten vor allem Asylsuchende aus muslimischen Ländern in die Schweiz eingereist sind – und noch einreisen werden – sollten die hier ansässigen Glaubensbrüder für deren Beherbergung Räumlichkeiten zur Verfügung stellen», fordert René Kunz.

Die vier existierenden Moscheen in Zürich, Winterthur, Genf und Wangen bei Olten wären also in die Pflicht genommen, ginge es nach Kunz. Seine Forderung sei unabhängig von Bettwil entstanden, auch wenn er den Aufstand gegen der Bettwiler stets begrüsst hat. Schon kurz nach Bekanntgabe nannte Kunz das Vorhaben, 140 Asylbewerber in einer Gemeinde mit rund 550 Einwohnern zu platzieren, einen «Verhältnisblödsinn».

Die Schweiz, ein Einwanderungsland

Vergessen geht in der gegenwärtigen Diskussion um Asylunterkünfte und den Themen zur Migration, dass die Schweiz historisch gesehen schon immer ein Einwanderungsland gewesen ist. Leo Schelbert, emeritierter Professor für amerikanische Geschichte an der Universität Illinois/USA und Schweizer aus Kaltbrunn SG, hat dazu zahlreiche Untersuchungen gemacht.

Der Migrationsexperte sagt:  «Das Verhältnis zwischen der einheimischen und der im Ausland geborenen Bevölkerung zeigt, dass die Immigration in der Schweiz viel stärker war als in den USA. Zwischen 1870 und 1914 wanderten 410 000 Schweizer aus und 409 000 Ausländer liessen sich in der Schweiz nieder. 1920 hatte die Schweiz ein Fünftel Fremdgeborene im Land.»

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Erschreckend ist auch, dass gemäss der Online-Abstimmung 73% der Leserschaft der Meinung ist, das sei ein guter Vorschlag (Stand 23. Januar 2012).

 

Viele Musliminnen und Muslime sind es langsam leid, ständig mit Füssen getreten zu werden. Unqualifizierte und mit den Betroffenen in keinster Weise abgesprochene Vorstösse wie jener von SD-Grossrat René Kunz sind diesbezüglich alles andere als dienlich.